============================== DIE DRITTE WELLE Von COVID zu AIDS (und retour) ============================== Heimo Claasen Entwurf (15.5.2020) mit 3 Nachträgen und überarbeitet, Stand 4.7.2020) Vorweg: Der Text war für einen Artikel gedacht, der in vertretbarer Länge die Debatte zum Ursprung der SARS-CoV-2 ("Coronavirus"-)Epidemie mit der zum Ursprung des letzten vorherigen Pandemie, AIDS und deren vermuteten Erreger HIV vergleichen sollte. Inzwischen auf rund 22-tsd. Zeichen angewachsen, bedürfen dennoch viele verkürzende Formulierungen ergänzende Fussnoten, und drei Nachträge greifen in den letzten Wochen erschienene Artikel auf, die wesentliche und neue Aspekte behandeln. ============================== Was mich hinsichtlich Covid intensiv beschäftigt, ist die überherrschende Sicht in den Publikationen zum Verlauf der Epi-/Pandemie, nicht zuletzt auch, weil ich seit nun gut drei Jahrzehnten die Darstellung der bisher schwersten (AIDS) verfolgt habe. Und ich sehe da wieder ein gleiches Muster: ideologische "Schuld"-Zuschreibung, die dermassen massiv wirksam gemacht wird, dass die wissenschaftliche Ursachenforschung auf falsche Gleise geschoben worden ist - kurz: die "Narrative". Bei AIDS war es die gefälschte Zuweisung auf "Afrika", die schlicht nicht stimmt - die Epidemie begann in den USA, genauso wie die "spanische" Grippe seinerzeit 1917-19, die korrekt als "Kansas-Grippe" zu bezeichnen wäre, denn die hatte in einer grossen Farm in jenem US-Staat begonnen. Als ich Ende April in einem der französischen TVs einen kurzen Clip mit Prof. Luc Montagnier sah und hörte, einem Entdecker des als AIDS-Ursache vermuteten Virus (HIV), dachte ich dann zuerst: jetzt spinnt auch der noch und macht beim China-bashing mit wie Trump und das gesamtePolitik-Establishment in Washington, D.C. das vorgibt. Falsch: Das war ein gezielt so gekürztes TV-Machwerk um genau diesen Eindruck zu erwecken - tatsächlich war seine Argumentation sehr wohl begründet und weist auf etwas ganz anderes hin. Hier das Original seines Auftritts im französischen online-Cnews: Also ganz und garnicht China-bashing, im Gegenteil verweist er darauf, -- wie eng gerade auch das Virus-Labor in Wuhan mit anderen, eben "westlichen" Hochsicherheit-Labors zusammengearbeitet hat; -- dass dort den offen zugänglichen Informationen zufolge, nach einem HIV-Impfstoff geforscht wurde, wobei ein RNA-Virus der Corona-Gruppe als Träger einer kurzen Sequenz des HIV genutzt wurde (um die Immunabwehr anzuregen) [s.Nachtrag 2]; und -- dass das ganze "Netzwerk" der (inzwischen zahlreichen) Labore der höchsten Sicherheitsstufe ("P4" oder "BSL-4" für "Biosafetylevel) und deren jeweilige, allemal staatliche Obrigkeiten im Wesentlichen wussten, was dort vorging. Das seitens der US-Regierung angestossene Beschuldigen Chinas ist somit wieder so eine falsche Fährte: Die Aufmerksamkeit soll auf die böse "chinesische kommunistische Bürokratie" gerichtet werden und von der eigentlichen Gefahr ablenken, nämlich von den unkontrollierten und unkontrollierbaren Vorgängen in und zwischen den P4-Labors und ihren Betreibern. Mathias Bröckers, der nicht nur von mir als solide geschätzte Rechercheur, hat in einem sehr lesenswerten Artikel in "Telepolis" beschrieben, in welch enormem Ausmass die Zahl dieser Labors in den letzten Jahrzehnten angewachsen ist: "pLai3?envLuc2" "Wurde mit HIV-Pseudovirus das Coronavirus für den Menschen gefährlich ?" Telepolis 20. April 2020, Mathias Bröckers Der bizarre Titel kommt vom Kodewort für einen Versuch des Wuhan-Labors. Bröckers beschreibt, wie sich die Debatte auf die Wuhan-Labors zuspitzt - neben dem "Wuhan Insitute for Virology" mit seinem P4-Labor gab es noch eine zweites, auf Veterinärmedizin spezialisiertes, mit weniger strengen Sicherheitsbedingungen, das auch Fledermäuse untersucht und zudem als regionales Veterinäramt fungiert - und dabei die Schuld eines möglichen Entweiches von Laborviren allein auf diese Institute konzentriert. Doch eher nebenbei kommt dabei heraus, wie eng sie mit vor allen US-amerikanischen Instituten zusammengearbeitet haben. Das P4-Labor in Wuhan wurde von Frankreich gebaut und einschlägig qualifizierte französische Techniker und Wissenschaftler haben es eingerichtet, 2015 in Gang gesetzt und dazu mit einem Besuch des damaligen französischen Premiers Valls gesegnet. Und schon zuvor wie seitdem pflegte Wuhan "enge Verbindungen" zu dem auch militärisch angebundenen P4-Labor der Texas-Univ in Galveston, lt. Washington Post, sowie mit den Instituten der Universität von Nord-Carolina, und bekam noch in den letzten drei Jahren zweistellige Dollarmillionen von Forschungsmitteln aus den USA. Bröckers zeigt, wie unter dem Deckmantel von "Spitzen-Technologie" der Gentechnik und Mikrobiologie ein enormes Potenzial zur Entwickung von "dual use" Bio(waffen)forschung ausgebaut worden ist. Dies wird jedoch in den Publikums-Medien tunlichst unerwähnt. Auch, was Montagnier nicht direkt anspricht, aber worauf er doch verweist, wie in dieser transnational verflochtenen Forschung riskante Versuche in eher abgelegene Länder ausgelagert werden, z.B. nach Afrika, Indien oder eben China. Das weist auf das gleiche Muster, wie seinerzeit die Forschung zur AIDS-Epidemie auf einen angeblich "afrikanischen" (und also nur dort "verursachten") Ursprung des HIV und somit der AIDS-Epidemie gelenkt worden ist: Es galt auf Teufel-komm-raus die tatsächlichen Risiken der (dual-use) Bio(waffen)forschung zu verschleiern. Seinerzeit, vor Beginn der AIDS-Epidemie, gab es noch nicht so viele P4-Labors, und fast alle damaligen[1] waren den jeweiligen Militärs unterstellt, voran und als grösster Komplex Fort Detrick (mit einem zivilen, dem NHI-angeschlossenen Labor, das bis 1972 militärisch war, sowie DREI weiteren Militärlabors auf dem gleichen Gelände). Wie fast immer bei Epidemien, wurden zuerst "Schuldige" (falsch) angeklagt. Bei AIDS in dieser Folge: (1) Homos, Haitianer (in den US); (2) mit der "bushmeat"-Konstruktion als HIV-Ursprung Afrikaner als Affen-Fresser (und Haiti als Brückenkopf für die Übertragung der Epidemie in die USA). Die "bushmeat"-Kampagne musste insbesondere dazu herhalten, um Kritik an Pharma-Firmen zu diffamieren, und um Hinweise auf mögliche Ursachen für AIDS in den dubiosen Experimenten bei Tests mit neuen Mekamenten nieder zu machen; (3) die Kolonisierung/"Modernisierung" Afrikas als Bedingung für die ursprüngliche HIV-Verbeitung: die "dritte Welle", die den Ursprung der Epidemie wieder nach anderswo als in den USA verorten soll; dafür ist (ausgerechnet im durchaus progressiven und soliden "Telepolis") die Serie der Spielmann-Artikel vom April 2019 beispielhaft, inklusive regelrecht gefälschter Quellen-"Beweise", die der Autor aus seiner Quelle brav abgeschrieben hat.[2] Der Knackpunkt ist der Nexus: HIV "ist gleich" AIDS. Wieder liefert Covid ein Gleichnis, nämlich ob jemand "an" oder "mit" dem Virus gestorben ist, wird systematisch konfus gehalten. Die "bushmeat"-Herleitung der HIV-Abstammung von Chipansen-Viren (SIV) ist bis heute reine Spekulation geblieben, es ist schlicht kein handfestes, klinisches Beleg für eine AIDS-Epidemie in Afrika vor der in den USA zu finden. Warum also die geradezu obsessionelle, irr-wütende Diskriminierung jedwedes anderen Ansatzes zur Erklärung ? Beispielsweise: Peter Duesberg, unzweifelhaft einer der bahnbrechenden Forscher zu Retroviren, wird in Grund und Boden verdammt für seine Kritik an der These, dass HIV der _alleinige_ Verursacher sei (nb: er hat nie das Bestehen der Krankheit AIDS bestritten, wird dennoch bis heute dauernd als "AIDS-Leugner" verunglimpft). Dazu gehört auch die Hetze gegen den damaligen Südafrika-Präsidenten Thabo Mbeki, weil er mit seiner Berufung von Duesberg in die südafrikanische Beratung für die Verzögerung der (damals hoch toxischen) AZT-Behandlung von AIDS für unzählige Tote verantwortlich gewesen sei - dabei war der wahre Grund die skandalöse Lizenzgebühr der damals liefernden US-Firma, deren Preis für die Versorgung Südafrikas schlicht unbezahlbar war, und die US-Regierung bedrohte die südafrikanische, wenn diese ein "patenverletzendes" generisches Medikament aus Indien beziehen würde.[3] Dann: Ed Hooper, der mit seinen Arbeiten zu Versuchen mit Polio-Impfung in Congo/Zaire Ende der 1950'er Jahre ("The River") eine enorme Menge an relevanten Daten präsentiert hat, wie die Impfstoff-Produktion der US-Firma Wistar mit dem Labor der Belgier in Kisangani den Artensprung von SIV zu HIV verursacht haben könnte, wurde mit einer schändlich manipulierten Tagung der Royal Society of Medicine anglosaxon-weit verunglimpft (was bis heute "global" weitergeht, z.B. mit der Gierstorf-Doku: eine regelrechte "fake news", leider.)[4] Oder: Wie die unter francophonen Medizinern und (Mikro-)Biologen breit verbreitete Kritik an der "herrschenden Meinung" in den "tonangebenden", weil angelsächsischen Publikationen (Science, Nature, NEJM) schlicht totgeschwiegen wird, ebenso solide belegte Bedenken in den US (Caldwell, Horowitz, die ausgezeichnete Doku "House of Numbers"), die als "Verschwörungstheorien" abgetan werden, zu schweigen von den Segals (die sowieso nur als "kommunistisch" und "KGB-Propagandisten" ausgeschimpft worden sind), ebenso wie Positionen von gestandenen australischen Wissenschaftlern der Perth Group und der Uni Wollongong. Die einzig "evidenz-basierte" Darstellung der AIDS-Epidemie kann sich bisher nur auf die klinischen Daten stützen, und die sind eindeutig: Die Epidemie begann in den USA und verbreitete sich anderswo nur nach erheblicher Zeit, erst zwei/drei Jahre später (nach der "offiziellen" [An-]Erkennung in den USA seitens des CDC 1981) in Westeuropa und Afrika, noch später anderswo. Die klinischen Daten zeigten vielerlei Ungenauigkeiten in einzelnen Ländern, aber die Grundstruktur ist klar. Als Joe McCormick (CDC) und Peter Piot (Tropeninsitut-Anwerpen) im September 1983 zur allerersten "Aids"-Erkundung nach Kinshasa anreisten, fanden sie dort 36 AIDS-Patienten im Mama-Yemo-Hospital. Und Piot hatte dies da "zum ersten Mal gesehen", wie er in Interiews sagte - zuvor erst bei einigen (weniger als fünf) afrikanische AIDS-Patienten NACH 1981 in Antwerpen selbst -; Piot hatte spätestens seit seinem Einsatz bei der ersten Ebola-Epidemie in Zaire/Congo 1976 und in seiner Position im bedeutenden Antwerpener Institut Erfahrung und Überblick. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch schon tausende AIDS-Tote und zigtausende AIDS-Patienten in den USA. Die klinischen Beobachtungen für (West-)Europa ergaben ein gleiches Bild: kaum Fälle vor 1982, dann auch dort der rasante Anstieg. Und erst später so im Rest der Welt. All dies entsprach dem bis dato nun wirklich klassischen Muster von Epidemien, die sich von ihrem Enstehungort her ausbreiten. Die ab 1983 einsetzende Suche nach einem Vorläufer- (und somit AIDS "verursachenden") Virus in Afrika konnte dafür bis heute keine Erklärung liefern. HIV-Entdecker Montagnier war spätestens 1998 überzeugt, dass das HIV oder seine vermuteten afrikanischen Affen-"Verwandten", nicht allein die AIDS-Krankheit hatten veranlassen können. Selbst B.Hahn, einst Gallo-Mitarbeiterin und heute wohl entschiedenste - und reputierlichste - Verteidigerin der SIV-zu-HIV-These, kann das HIV doch nur als einen "hauptsächlichen Faktor" ["a major factor"] ausmachen. Für Piot ist ebenfalls offen, wieso ein afrikanisches Affen-Virus erst in New York eine dann weltweite Epidemie auslösen konnte - wäre es "nur Pech gewesen" ("bad luck", cf.[2],[4]) fragte er, dass die Epidemie erst in New York begann, und nicht in den Ländern, die das HIV auf seinem langen Weg von Afrika in die USA durchwandert hätte ? Sicher hat die Erforschung des HIV und seiner vermuteten afrikanischen Vorläufer eine riesige Menge von einzelnen und sehr wohl bedeutsamen Ergebnissen erbracht und die mikrobiologische Branche insgesamt mächtig angetrieben. Nur "krankt" deren Interpretation von "HIV==AIDS" an ein paar grundlegenden - und kaum hinterfragten - Ansätzen: -- Die Fokussierung auf eben die nur "AUS AFRIKA" vermuteten HIV-Vorläufer. Dafür spielte die Forschungs-Förderung und finanzielle Lenkung eine immens entscheidende politische Rolle. -- Die spekulative Verwendung von "phylogenetischen" Ableitungen, die weder "jumping genes", noch "gene crossing", oder Rekombinationen einbeziehen können, weil sie eine nur lineare Folge von Mutationen annehmen. -- Ein rein monokausaler Ansatz für die funktionellen Vorgänge der (lenti- und retro-viralen) Reproduktion des HIV, dass also das Virus allein und für sich seine Verbreitung veranlast. Die gängige phylogenetische Ableitung von HIV-Varianten widerspricht grundsätzlich der "Evidenz" epidemiologischer Abläufe - sie fächert eine Entwicklung auf in vielfältige Zweige, von denen dann EINER als der letzte, als dominant, am weitesten entwickelt und jüngster aufgefasst wird. Die klinischen Daten zeigen auf ein gegensätzliches Muster: es gibt EINEN Anfang, DANACH fächern sich die Daten auf in beobachtete Varianten. Dies ist genau auch das, was sich aus der beobachteten Vervielfachung von HIV-Varianten in verschiedenen Regionen ergibt. Die phylogenetische Ableitung ["molaclular clock"] kann zwei Vorgänge prinzipiell nicht berücksichtigen: Zum Einen die ohnehin bei jeder Zellteilung möglichen "jumping genes", also die Wanderung von Gensequenzen im Genom bei seiner Reproduktion. Dies ist "natürlich" und zudem in Gegenwart von allzeit anwesenden RNA-Bruchstücken in der Zelle noch eher wahrscheinlich. Zum Anderen wird in Gegenwart von RNA-Viren - und Bruchstücken, von denen unerkannt viele in der Zell-"Suppe" präsent sind - die genetische Reproduktion der Zellteilung auf unberechenbare Weise beeinflusst. Beides veranlasst "singulair events", neuartige Ergebnisse in der reproduzierten Zelle - vor allem in Gegenwart von (Bruchstücken von) viraler RNA -, wodurch die "phylogenetische" Rückrechnung von Mutationen bei der genetischen Reproduktion des HIV grundsätzlich fehlerbehaftet wird. Dazu gibt es eben aus der HIV-Forschung längst stichhaltige Belege, wohl endgültig mit der Arbeit von Waine-Hobson 2003.[5] Für die Erforschung von möglichen AIDS-Verursachern IN AFRIKA wurden so gut wie vom "offiziellen" Beginn der Epidemie an (CDC-Notierung 1981) immense Gelder zur Verfügung gestellt (glaubhaft geschätzt auf 600 Mrd.US$) - und NUR dafür: zahlreiche Anträge zur Finanzierung von Ursachen-Forschung IN DEN USA sind allesamt abgelehnt worden. Selbst die wohl nächst gelegene Möglichkeit - der Göttinger Virologe Hunsmann erwähnte dies vor dreissig Jahren in unserem Dokumentarfilm[*] -, die über Jahrzehnte "gebunkerten" Proben von US-Rekruten zu testen, ist bis heute nicht wahrgenommen worden. Gerade auch Duesberg hatte zeitens der beginnenden wissenschaftlichen AIDS-Diskussion einen Antrag auf Forschungsfinanzierung dazu gestellt; der abgeleht worden ist. In anderen ("nördlichen", OECD-Industrie-)Ländern lief es ähnlich. Allenfalls bescheidene und begrenzte Ursachen-Verfolgung wurde erforscht, so z.B. zu AIDS-Folgen bei Bluter-Patienten - mit dem peinlichen Resultat, dass deren "Faktor-8"-Medikamente allemal aus den USA abkömmlich gewesen waren. Das fand kaum wissenschaftliche und öffentliche Resonanz (ausser bei den Betroffenen; immerhin zogen die europäischen - aber noch lange nicht die US-amerikanischen - Plasmasammler-Organisationen die Konsquenz, Donoren zu testen). Die Göttinger Initiative, eigene historisch vorhandene Proben aus Westafrika zu testen (Hunsmann), blieb einzigartig. Fazit daraus: Es gab eine (abgesprochene?) Gleichförmigkeit der Forschungs-Förderung, nach der vermuteten AIDS-Ursache nur in Afrika forschen zu lassen. Im September 2019 veröffentlichte eine Forschergruppe der belgischen Uni Gent eine für die Varianz des HIV höchst erstaunliche Untersuchung:[6] In einer über längere Zeit untersuchten Gruppe von AIDS-Patienten fanden sie bei jedem Einzelnen eine Vielzahl von HIV-Varianten, in einem Fall bis zu dreihundert (ja: 300). Ihre Erklärung: Das HIV "versteckt" sich zwar in den Makrophagen - was schon lange bekannt war -, aber nur als eine Art "Rumpf", der sich erst nach Freisetzung in der Zelle mit dort vorhanden retro- viralen Bruchstücken zusammensetzt. Somit kann das "fertige" HIV verschiedene Formen annehmen, zu denen sich dann auch je verschiedene Antigene entwickeln (und die sind das, was getestet werden kann). Die Genter Untersuchung diskutiert nicht das "Dogma HIV==AIDS"[Rasnick], auch für sie ist das HIV alleinige AIDS-Ursache. Aber aus der "Evidenz" ihrer Daten folgt: Für Tests oder zum Sequenzieren wird von HIV-Infizierten fast immer nur eine Probe genommen, die somit auch nur eine Variante anzeigt - und diese ist dann unterschiedlich zu dem als Grundmuster verwendeten HIV-Genom, mit denen sie verglichen wird. Damit wird jedoch auch die ganze phylogenetische Ableitung der HIV-Entwicklung über die Zeit, mit der mittlerweile fast gegen Unendlich wachsenden Zahl von Zweigen,[7] zur Fata Morgana. Bedenken anlässlich der Zahl von beobachteten Mutationen gab es schon früh genug, so von Montagnier selbst. Auch Kary Mullis, der Entwickler der PCR-Methode zur Vervielfachung von Viren aus einer Probe, die dann fleissig von Gallo & Co. angewendet worden ist, war von Beginn an skeptisch und distanzierte sich von Gallos Hypothese des HIV und dessen "afrikanischer" Herkunft als alleinigen Verursacher von AIDS - "Gallo got it all wrong, it's a DNA thing".[8] Die hypohetische Wanderung des HIV oder eines HIV-Vorläufers aus Afrika in die USA ist bisher nicht nachgewiesen worden, schon gar ist die Behauptung des "Brückenkopfs" Haiti als Zwischenstation dafür widerlegt.[9] Nicht untersucht, und deshalb auch bis heute nicht widerlegt, sind Hypothesen, mit denen der Beginn der AIDS-Epidemie auf den massenweisen Import von Versuchstieren in die USA vermutet wurde, oder Labor-Versuche, ob nun mit Affen[9] oder in den seit Mitte der 60er-Jahre rapide zugenommenen Versuchen mit "Coctails" von Retroviren.[10] All dies ist durchaus vereinbar mit der Menge bisheriger Ergebnisse der HIV-Forschung, die eben die entscheidende Veränderung von Affen-Viren als Vorläufer nicht erklären, ebenso wie mit vielen der "dissidenten" Ansätze, die das HIV nicht als alleinigen und hauptsächlichen AIDS- Versursacher ansehen (Duesberg), oder gar ihn überhaupt als solchen abstreiten (wie Mullis oder die Perth-Group). Denn: -- Wennselbst irgendwelche Vorläufer des vermuteten Erregers HIV - wie auch immer - in die USA gewandert sind, so haben sie eben dort erst die entscheidende Veränderung erfahren; -- Wenn ein "harmloses" HIV (Duesberg) nicht AIDS-Auslöser, oder garnicht dabei beteiligt war, ist erst recht nach der Ursache der Epidemie zuerst in der Nähe ihres Urspungs, also in den USA zu suchen. Das ist bisher nicht ernsthaft erfolgt. Diese (gesteuerte?) Fehlenwicklung der Ursachenforschung zu HIV und AIDS liefert so einige Anhaltpunkte dafür, wie jetzt das Entstehen von SARS-CoV-3 und der Covid-Pandemie publik dargestellt wird. Zur Covid-Epidemie lassen die klinischen Beobachtungen recht eng einen Anfangsort in Wuhan bestimmen. Nur stammt das vermutete Vorläufer-Virus von Fledermäusen, die es nur sehr fern davon in einer anderen Region Chinas von einer internationalen Forschergruppe vor sieben Jahren gefunden worden war. Proben davon sind redlich unter den beteiligten Labors verbreitet worden, natürlich - aber eben nicht nur - auch an die chinesischen. Ohnehin war mit und an Corona-Viren seit mindestens 40 Jahren ohne viel Aufhebens geforscht worden; was mit dem Aufkommen der gefhärlichen SARS-Epidemie 2002 plötzlich an Interesse und Bedeutung gewann. Für die Covid-Herkunft wurden sogleich die Marktstände für Wildfleisch in Wuhan ausgemacht; denn Chinesen essen "ja bekanntlich" neben Hunden und Katzen auch so Merkwürdiges wie "Flughunde", wie manche Sorten Fledermäuse genannt werden. Nur wurden von dieser besonderen Art aus abgelegenen Grotten im fernen Yunnan mit dem Vorläufer-Virus des Covid kaum auch nur einzelne aus Wuhans Märkten gehandelt. Flugs kam die noch exotischere Version von einem Zwischenträger aus den noch ferneren Philippinen auf, das artengeschützte und seltene Schuppentier Pangolin, illegal gefangen und via Yunnan geschmuggelt, das als noch seltenere Delikatesse dann zu hohem Preis unter dem Ladentisch in Wuhan gehandelt worden sei. Nicht zuletzt chinesische Nachforscher - aber auch wieder nicht nur die - sind eifrig auf der Suche entlang dieser Fährte (s.u. Nachtrag 1, auch zu den Kontruktionen dieses "Artensprungs", des Übergangs tierischer Erreger auf Menschen). Montagnier ist inzwischen nicht mehr allein mit der Ansicht, dass es auf der Hand liegt, nach der Herkunft des "SARS-2 Coronavirus" auch dessen Weg durch andere Labors als die in Wuhan zu verfolgen. Doch es gab unmittelbaren und massiven Widerspruch: Das von ihm und seinem Gendaten- Analytiker Perez ausgemachte Stück einer kurzen HIV-Sequenz im Covid- Genom sei garnicht spezifisch und sowieso häufig in Retroviren zu finden. Dies freilich ist die Krux mit Retroviren, und insbesondere mit dem HIV, dessen nächste "Verwandten", dem zuerst in Island ausgemachten Schafsvirus Visna und dem von Gallo entdeckten Lymphknoten-Virus HTLV, das am ehesten in Japan und auch dort nur selten gefunden wurde; beide sind genetisch dem HIV ähnlicher als die bisher gefundenen "SIV"-Affenwiren. Der Streit wird wohl noch heftig weitergehen, wenn er nicht nur als Spinnerei eines alten Mannes - Nobelpreis hin oder her - abgetan wird, wie sofort schon zu lesen und zu hören war (Montagnier sei ja jetzt 88 Jahre alt); oder dass sein Bedenken als eine Häresie, als ein gotteslästerlicher Verstoss gegen den aufwändig gestützten Konsens zum Segen der mikrobiologischen Spitzentechnologie schon ganz und gar unterdrückt und verteufelt wird. Seine erste Veröffentlichung zur Sache, von und zusammen mit dem Mathematiker Jean-Claude Perez, sieht nicht nach Spinnerei aus: Und er hat weitere angekündigt. Doch die mediale Behandlung des Ursprungs von SARS-Cov19 folgt getreu dem altem Muster: die Chinesen waren es, die Covid losgelassen haben, Trump sagt es, ganz Washington sagt es (seine offizielle Opposition inklusive), und die Tagesschau sagt es. Immerhin ist in diesem Fall in der wissenschaftlichen Diskussion deutlich mehr Widerspruch und kritische Erörterung zugange, als das in den Publikumsmedien wiedergegeben wird. So richtete sich dort schon seit Januar viel Aufmerksamkeit auf eben den schwer zu erklärenden Artensprung des Coronavirus aus Grotten weit entfernt in Südchina auf Besucher des Wildfleischmarktes im eher nördlichen Wuhan. Auch dabei wurden freilich eifrig falsche Fährten gelegt. Zumindest eine davon wurde jedoch Ende April mit einer Arbeit australicher Virologen versperrt: Das "Wuhan"-Virus sei in seinem für die menschliche Infektion entscheidenen genetischen Teil eben einzigartig, und es sei nicht direkt oder über einen Zwischenträger wie dem Schuppentier Pangolin dahinein gekommen. [Nachtrag 3] Allerdings sagen die Australier lieber nicht, wie denn sonst. Aber diese Frage ist damit wenigstens offen. ============================================== Nachtrag 1 (25.5.20): --------------------- Zum Beginn der Epidemie in China: Der Erstfall von Covid-19 wurde zwar aus Wuhan gemeldet, aber weder für diesen noch für andere frühe/erste Fälle ist belegt, ob die Infektion auf den Besuch des Wildfleischmarkts in Wuhan oder auf Kontakt mit, oder Fleisch von, Fledermaus, Pangolin oder dergleichenn zurückgeführt werden konnte. Zwar wäre verständlich, dass die behandelnden Ärzte nicht danach gefragt hätten - die Kranheit erschien zuerst als eine Art schwere Grippe -, aber die eifrige Suche nach der Herkunft des verursachenden Virus hätte dies wohl doch eventuell auch später feststellen können. Die Schliessung des Fleischmarkts und das alsbaldige "lockdown" der Stadt und ihrer Grossregion wurden zwar damit begründet, aber aus der mir zugänglichen Quellen - ich kann nicht Chinesisch lesen - geht nicht hervor, ob die chinesischen Berhörden mehr als nur eine Vermutung zum Übertragungsweg hatten - ich nehme an, dass sie dies dann auch deutlich bekannt gemacht hätten; und das wäre auch in der seitdem rasant anschwellenden Menge an Veröffentlichungen aufgetaucht. Zum "Artensprung": Das UN-Umweltprogramm wies am 8.April 2020 zum "Biodiversitäts-Tag" auf eine gründliche eigene Untersuchung von 2016 hin, derzufolge 75 Prozent aller Infektionskrankheiten der Menschen auf den Übergang von Erregern aus der Tierwelt (Zoonose) zurückzuführen sind; dies aus Anlass der rabiaten Einhegung der Gebiete natürlicher Fauna und Flora. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) verwies ihrerseits auf eine eigene, davon unabhängige Untersuchung, die dafür 73 Prozent veranschlagte. Übersetzt also: Mindestens ein Viertel der Vielzahl ansteckender menschlicher Krankheiten lassen sich eben nicht so einfach mit einer phylogenetische Ableitung human-gefährlicher Erreger aus der Tierwelt begründen. Zu den quasi-"natürlichen" Anlässen für Artensprung werden freilich auch Vorgänge gezählt, die - wie Vogel- oder Schweine-Grippe - nicht auf eher zufällige Kontakte mit "wilder" Tierwelt zurückgehen, sondern mit dem wirtschaftlich, insbesondere industriell organisierten Umgang mit ihr (Stichwort Massentierhaltung). Dies ist schon auch eine Art des menschlich forcierten Artensprungs. Die Medizin-Geschichte ist voll davon, wie "Medizinmänner" (sic) allerlei aus Tieren gewonnene Produkte verwandten, mit mehr oder weniger Erfolg - Lebertran war in der Tat ein wirksames Mittel und dezimierte die Tiersorte ebenfalls erfolgreich; die zerriebenen Nashörner, die diese Tierart vernichten, haben leider nicht erreicht, dass die idiotischen Gläubigen dieser sexuellen Wunder-Medizin mit ihr aussterben - aber diese direkte Art von forciertem Artensprung hatte wenigstnes bisdann keine Epidemien oder gar Pandemien veranlasst. Erst die "moderne" - sprich: industrielle - Pharmakologie ging den Schritt weiter, tierisches (Zell-)"Material" ziemlich direkt in den menschlichen Organismus zu befördern. Vieles davon erwies sich als sehr nützlich für die menschliche Gesundheit, z.B. die Tetanus- und Diphterie-Seren der Behring Werke (ich bin nahedort in Marburg aufgewachsen, meine Katze brachte stolz Ratten aus den Ställen an, wo deren Pferde als biologische Reaktoren dienten). Der folgende Schritt, tierische Zellen direkt zu Pharma-Produkten zu verwenden, brachte dann aber auch den ersten (beinahe) GAU zustande, den grössten anzunehmenden Unfall, als das Affenvirus SV40 - erst im Nachhinein erkannt - mit einem Polio-Impfstoff Ende der 1950er Jahre auf Menschen übertragen wurde. Nachtrag 2 (3.6.20) ------------------- Am 28.5.2020 wurde von Chinas Gesundheits-Behörde (CCDC) formell bestätigt, dass der Wildfleisch-Markt in Wuhan nicht die Ursache für den Artensprung des (vermuteten) SARS-Cov-2 gewesen sei. Keine der bei Schliessung des Marktes Anfang Januar eingesammelten (gut 500) Proben hätte einen Nachweis des Virus geliefert. Zudem, so ein weiterer Bericht von CCDC, seien keineswegs alle von China als erste oder frühe der an die WHO Anfang Januar gemeldeten 41 Fälle auf einen Kontakt auf diesem Markt nachgewiesen worden. Dies ist zum Einen ein erstaunliches Eingeständnis für falsche Bschlüsse der allmächtigen chinesische Bürokratie (auch rundum von Wuhan wurden damals sämtliche Märkte geschlossen, mit ernsten Folgen für die Versorgung); zum Anderen bekommt damit die Suche nach den tatsächlichen Erstfällen neuen Auftrieb, das Ergebnis ist bisher offen. Die Häme, mit der Montagnier auf seinen Hinweis zum gentechnischen Einbau einer HIV-Sequenz in SARS-Cov2 überzogen wurde, ist umso übler, indem mindestens seit 2008 (!) in offen zugänglichen Quellen über Arbeiten berichtet wurde, wie kurze Sequenzen des HIV in Coronaviren eingefügt und nicht nur in Petrischalen, sondern auch in Tierversuchen erprobt worden sind. Da war auch schon das Wuhan-Labor beteiligt - freilich in engster Zusammenarbeit mit US-Instituten, gleich vier an der Univ. of North Carolina, zwei der Harvard Medical School, sowie des Zürcher Bellinzona Instituts für Mikrobiologie.Quelle: Daraus ist nicht ersichtlich, wer in diesem Netzwerk eine leitende oder koordinierende Funktion hatte. Wohl aber gibt diese Kooperation Anlass zu vermuten, dass dabei besonders riskante Versuche zu "Gain of Function" - zur Einsetzung zusätzlicher, "mehr wirksamer" Gen-Sequenzen in Viren - von den US-Instituten schlicht "ausgelagert" worden sind: "GoF"-Versuche werden in den USA durchaus kritisch verfolgt (und sind dort eventuell auch illegal), während chinesische Institute nicht den gleichen Regeln und Kontrollen unterliegen. Nachtrag 3 (8.6.20) ------------------- Als Schlüssel für die hohe Infektiösität des Virus wurde schell seine Anbindung an bestimmte Zellen ins Auge gefasst, die im menschlichen Körper vielfach vorhanden sind - ACE2 -, so an Oberflächen in Nase- und Rachenraum, in der Lunge ebenso wie im Verdauungstrakt und in Herz und Nieren. Beispielhaft dafür der Blog eines wohletablieren Virologen der Columbia Univ./N.Y., (1) (2) der durchaus auch kontroversielle Beiträge wiedergibt, aber im Prinzip doch einen "natürlichen" Artensprung von Tieren auf Menschen vertritt. Die Arbeit der australischen Virologengruppe zeigt jedoch auf, dass die für diese Anbindung massgeblichen Gensequenzen des Coronavirus einzigartig sind und eben nicht in ähnlichen Viren einer Vielzahl möglicher Tierarten vorhanden ist; untersucht wurden 41 von nah und fern möglicherweise als Zwischenträger infragekommende Tierarten: Ausführlich erörtert - und widerlegt - wird dort, dass weder Viren der Yunnan-Fledermäuse diese Sequenzen enthielten und direkt hätten weitergeben können, noch dass (theoretisch mögliche) "Konvergenz", also Vermischung von unterschiedlichen Coronaviren zwischen Tiersorten in Kontakt miteinander, wie im Beispiel eben zwischen Fledermäusen und Pangulin, das Entstehen der einzigartigen Qualität des SARS-Cov19 veranlasst hätte. ========================================= FUSSNOTEN --------- [1] Das britische Biowaffen-Labor in Porton Down war das erste und 1916 vom Militär betriebene. Bis in die 1980er Jahre war nur bekannt, dass die USA und die damalige Sowjetunion über derartige verfügten. Das erste französische P4-Labor, wurde erst 1999 auf Inititive der privaten Stiftung Merieux auf dem Gelände des Intituts Pasteur in Lyon gebaut, steht unter der Dachorganisation für Forschung und Gesundheit INSERM unter den zwei Ministerien für Forschung und für Soziales. Nach 2003 kamen zwei weitere P4-Labors in Frankreich dazu, beide unter militärischer Regie in der Region Essonne südlich nahe Paris. Inzwischen (Stand 2019) sind bei der WHO 134 P4-Labore registriert, davon viele von Pharmafirmen oder Universitäten betrieben - mit oft finanzieller oder organisatorischer, zentralstaatlicher oder direkt militärischer Beteiligung. [2] Raj Spielmann, "AIDS als koloniales Überbleibsel", in einer Serie von 5 Artikeln in TELEPOLIS von April bis Juni 2019. Erster Teil: URL , zusammenfassend dann in TELEPOLIS-"Magazin", Der Autor schreibt dort völlig unkritisch aus dem Buch von Jaques Pepin ab - s.u.,[4] -, einschliesslich der krassen Fehler des Originals. [3] Die südafrikanische Regierung unter President Thabo Mbeki hatte 2000 die erste - und bisher letzte - einigermassen umfassende Diskussion zur AIDS-Ursache anberaumt, nachdem dies schon unter seinem Vorgänger Nelson Mandela vorbereitet worden war. Südafrika, wo vordem keine AIDS-Fälle vorgekommen waren, erlebte ab 1985 eine regelrecht explosive Entwicklung, die das Land bald an die erste Stelle der AIDS-Fälle und der HIV-Prävalenz in afrikanischen Ländern brachte. Das stellte die Regierung des "Neuen Südafrika" (ab 1994 unter Mandela) vor ein politisches Dilemma: Ihre - dann auch in die Verfassung aufgenommene - Verpflichtung auf eine breite gesundheitliche Versorgung war angesichts des Aufwands für das bis dahin einzig verfügbare AIDS-Medikament (AZT) mit dem gegebenen staatlichen Haushalt nicht zu schaffen. Mbekis Experten-"Panel" sollte deshalb grundsätzlich u.a. die Fragen klären, ob AZT das geeignete Mittel zur Behandlung der Krankheit, und ob überhaupt damit die Ursache des vermuteten Erregers HIV erfolgreich zu bekämpfen wäre. Der offizielle "PRESIDENTIAL AIDS ADVISORY PANEL REPORT" (2001) gibt nur andeutungsweise, aber immerhin deutlich genug, die heftigen Widersprüche in den Diskussionen wieder. Einer der Beteiligten, David Rasnick, gibt dazu sehr klare Worte (in "The Tyrrany of Dogma", Journal of Information Ethics /Volume 24, Number2 / Fall 2015). Zudem war - und ist bis heute - die Qualität der statistischen Daten der AIDS-Fälle und HIV-Prävalenz Südafrikas umstritten, gerade auch für die Zeit vor dem Jahr 2000. Darauf wurde freilich der höchst fragwürdige persönliche Vorwurf gegründet, Mbeki habe mit seiner "zögerlichen" AIDS-Politik den Tod von 300 000 Südafrikanern veranlasst. Das ist auf jeden Fall ungerecht, denn AZT war immer in Südafrika verfügbar - allerdings nur auf eigene Zahlung des vergleichweise unerhört hohen Preises für das sehr wohl importierte US-Medikament, und nicht erschwinglich für die öffentlichen Gesundheitsversorgung; zudem war Mbekis Regierung sehr wohl Vorreiter in der Behandlung zur Mutter- Kind-Übertragung von "HIV==AIDS". Als Mbekis Regierung mit indischen Generik-Herstellern von AZT Kontakt aufnahm, um eine bezahlbare Versorgung mit dem Medikament für die öffentliche Gesundheitsversorgung auch nur zu erkunden, wurde sie unmittelbar von der US-Regierung mit der Drohung von existenziell gefährdenden wirtschaftlichen Sanktionen erpresst. Mbeki war selbst freilich auch nicht unschuldig an der Erschaffung des Haushalt-Dilemmas, denn er war einer der antreibenden Figuren in dem irrwitzigen militärischen Beschaffungsprogramm, das die vorraussichtlichen Ausgaben für die AZT-Versorgung bei weitem übertraf und den Haushalt auf Jahrzehnte belastete. [4] Zur fleissig kreuz und quer zitierten Bibel eines "kolonialen" Ursprungs wurde das Buch von Jaques Pepin, "The Origins of AIDS", 2011, Cambridge Univ. Press, ISBN 978-1-107-00663-8 (Paperback 978-0-521-18637-7). Es verortet den AIDS-Ursprung in Epidemien zur Zeit der Kolonisierung Afrikas und stellt verschiedene Epidemien des 19.Jhdts dort als nicht erkannte AIDS-Vorkommnisse dar. Nur leider ist sein wichtigstes Beispiel der "Schlafkrankheit" falsch. Ed Hooper hat nachgewiesen, dass Pepin die Aussagen seiner vornehmsten historischen Quellen dazu, des französischen Kolonial-Mediziners Pales und seiner Schüler, falsch (oder gefälscht ?) beschrieben hat. Pepin gibt aus eigener Erfahrung viele Beispiele für iatrogene (durch medizinische Behandlung, z.B. mit nicht sterilen Spritzen) veranlasste Ãœbertragungen von Mikroben wieder (aber argumentiert wild gegen Hoopers These der Polio-Imphungen im belgischen Kongo), zitiert beeindruckend viele historische Arbeiten zur kolonialen Medizin (vor allem im frankophonen Afrika), zieht daraus jedoch nur allzoft rein spekulative Schlüsse, um seine These zu untermauern, dass die Kolonialisierung Afrikas die Vorraussetzung geschaffen hätten, die einen - eben irgendwie schon vorher vorhandenen - HIV-Erreger verbreitet haben könnten. Wohlgemerkt: alles im Konjunktiv. Seine These wurde wie ein Gottesgeschenk von den "bushmeat"-Theoretikern empfangen, die sich damit vom Vorwurf einer rassistischen Zuschreibung des AIDS-Ursprungs auf afrikanische Affen-Fresser befreit sahen - es war nunmehr der (ja echt böse) Kolonialismus, der das erst möglich gemacht hätte. Dies zog nun auch bei vergleichsweise kritischen, links/progressiven Medien (cf. Telepolis. oben [2]. Auf Grundlage des Pepin-Buchs produzierte der deutsche Filmemacher Carl Gierstorfer einen beeindruckenden (und ebenso erfolgreichen wie ungemein aufwändigen) Dokumentarfilm: "The Rise of the Killer Virus", der in inniger Zusammenarbeit mit Worobey den Nachweis des "kolonialen Erbes" aufzeigen will. Der original auf ARTE gelaufene Film ist (c)-blockiert, aber eine "Piraten"-Kopie findet sich im Web: Nur ist der Protagonist im Film, der belgische Dr. Dirk Teuwen, ein Marketing-Angestellter von nacheinander verschiedenen Pharmafirmen - seinerzeit (worum es geht) von Pasteur-Aventis, der Firma, die ein Patent für die HIV-Tests hatte und für die es finanziell und existentiell angelegen war, die Hooper-These eines HIV (und also AIDS-)Urspruings für erste Polio-Impfstoffe im ehemals belgischen Kongo/Zaire zu widerlegen. Dazu war jedes Mittel recht, wie Bestechung der von Hooper aufgeführten Zeugen und zairischen Professoren der damaligen Leitung des belgisch-zairischen Intituts in Kisangani, wo die Chargen der in Zaire und Ruanda verwendeten Impfstoffe für erste Kampagnen Ende der 1950er-Jahre hergestellt worden waren, wie Hooper herausgefunden hat. Denn Hoopers These stelllte nicht nur die ganze "bushmeat"-Theorie in Frage, sondern auch die Verlässlichkeit der Pharma-Industrie insgesamt. Der Film verschweigt diesen Zusammenhang, ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit Aventis für seine Prodution. Der "Doktor Teuwen" wird da als idealistischer Einzelgänger dargestellt, der eigensinnig und allein eine ungemein schwierige Ermittlung im Kongo/ex-Zaire anstellt und mit Worobey dann einen mikrobiologischen Theroetiker findet, der ihm die "phylogenetische" Geschichte des HIV erklärt, absolut ohne jedwede pharma-industriellen Vorgaben. Auch die Spielmann-Serie in TELEPOLIS bedient sich dieser Darstellung. Sorry - das war "fake news". [5] Waine-Hobson 2003: J Gen Virol. 2003 Apr;84(Pt 4):885-95. Network analysis of human and simian immunodeficiency virus sequence sets reveals massive recombination resulting in shorter pathways. Wain-Hobson S1, Renoux-Elbé C, Vartanian JP, Meyerhans A. [6] Direkt zum Volltext der Genter Untersuchung: Vgl. insbesondere die Schluss-"Discussion", dort u.a.: "[The] individual findings suggest stochastic cellular reactivation and kinetic variability of viral rebound after treatment interruption. Plotting intact plasma-derived sequences over time [...] does not suggest any selection or enrichment of replication-competent virus across patients." Der Artikel geht nicht genau darauf ein, welche Teile des "Rumpfs" oder proviralen "Stamms" des HIV, der sich in den Makrophagen "versteckt", verändert bzw.veränderlich sind (eine grobe Übersicht kann aus Fig.5 ersichtlich sein). Zum einen deshalb, weil die Genter Untersuchung auf die Unterschiede der wiederkehrenden (rebound) HIV-Reproduktion fokussiert, zum Anderen deshalb, weil bisher "keine vollständige Sequenzierung des HIV verfügbar ist" (und die Genter Forscher das kaum nicht alleine leisten können;, ein Artikel der gleichen Forschergruppe findet sich dazu in: In-depth validation of total HIV-1 DNA assays for quantification of various HIV-1 subtypes, .) [7] Vgl. Fig.2 in Worobey: Zur Bebilderung des Irrwitzes seine HIV-Zweige hier: [8] Die These, dass ein AIDS-verursachendes Virus aus Afrika via Haiti in die amerikanischnen Regionen gewandert sei, gründet auf zwei Annahmen: Zum Einen, dass der Einsatz von haitianischen Lehrern und Ärzten anfangs der 1960er Jahre. vermittelt durch die UNO anlässlich des Chaos nach dem Abzug der ehemals belgischen Kolonisatoren im Kongo, mit der Rückkehr nach Haiti später den AIDS-Erreger transportiert hätten. Das ist höchst fraglich: Schon die Zahl de Beteiligten wird unbegründet auf über 7000 überschätzt - in den UNO-Dokumenten finden sich allenfalls maximal 2000. Die wenigsten von ihnen sind seinerzeit in das brutal diktatorische Regime von "Papa Doc" Duvalier zurückgekehrt, trotz aller "Kongo-Wirren" (und dank der fortlaufenden Unterstützung der UNO) war ihre Position dort besser als das, was sie in Haiti zu erwarten hatten. Desweiteren ist die epidemiologische Geschichte zu AIDS in Haiti eindeutig: Es gab dort keine AIDS-Epidemie vor der US-amerikanischen. Die Behauptung, dass AIDS von Haiti aus in die USA transportiert worden sei, ist längst widerlegt. (cf. Jean William Pape, Paul Farmer, Serena Koenig, Daniel Fitzgerald, Peter Wright, and Warren Johnson PNAS March 11, 2008 105 (10) E13; first published March 6, 2008) [9] B.Hahn führte Proben der Chimpansin "Marilyn" als "missing link" des Ãœbegangs eines Affen-Virus an. Diese Probe war zu einem nicht genau bestimmten Zeitpunkt im Leben von "Marilyn" gezogen worden. Die Chimpansin verstarb im Alter von 23 Jahren im Versuchtier-Zoo der Univ.Tulane (New Orleans, Louisiana). Die britische Organisation gegen Tierversuche NAAVS fand heraus, dass "Marilyn" durch mehrere, darunter militärische, US-Versuchanstalten verschoben worden war. Irgendein Protokoll, welchen Eingriffen "Marilyn" dabei ausgesetzt worden war, gibt es nicht. Einen vergleichbaren Vorgang gab es mit dem angeblichen Zwischenträger des Vorona-Virus, dem Schuppentier Pangolin: Die (chinesische) Studie, die diese These propagierte, war nicht etwa auf wild gefangene oder an Marktständen gefundene Tiere gegründet, sondern auf Proben "obtained from certain institutions" - ohne jedwede weitere Angaben. [10] In den 1980er-Jahren gab es eine intensive akademische Debatte zu Risiken der damals neuen Gentechnologie, nicht zuletzt in Sicht auf die später grundlegende Bundestags-Enquete "Chancen und Risikten der Gentechnologie" von 1987 (Bericht "Zur Sache; 87.1 - ISBN 3-924521-12-3). So gab es (von den Teilnehmern her) hoch qualifizierte Konferenzen 1984 in Köln und Heidelberg zu möglichen Risiken mit Laboruntersuchungen, die zu - beispielsweise ungewollten, unerkannten - Hybridisierungen von Retroviren führen könnten. Prof. Regine Kollek nahm darauf 1988 Bezug in unserem Dokumentarfilm. Diese Spur, oft genug angesprochen in allerlei spekulativen Thesen, ist jedoch nie wissenschaftlich verfolgt worden, sondern fand geradezu wüste und völlig unsachliche Verdammnis seitens prominenter Sprecher der HIV-Forschung (vgl. Ãusserungen des Organisators der "African Aids"- Konferenz von 2000 in Durban, Wainberg). [*] Malte Rauch, Heimo Claasen, "Monkey Business", Channel-4 (englisch, 63 min, 1989; URl gern auf Nachfrage); eine kürzere deutsche Fassung (43 min) lief zuerst im Januar 1989 im WDR und ist (nicht von uns) gleich mehrfach auf Youtube an verschiedenen Stellen hochgeladen worden. -hc